Alles fällt an seinen Platz
Neben ALBATROS recherchiere ich derzeit für ein weiteres Projekt - ich will es hier im Blog mal WILLIAM nennen. Heute verrate ich, wie ich darauf kam und auch einiges zu meiner Arbeitsweise.
Die Idee zu WILLIAM entstand bei der Überarbeitung eines älteren Exposés. Eigentlich mag ich die Idee, und ich hatte auch schon viel Recherchezeit und -material investiert. Die Reihe, für die ich es ursprünglich angeboten hatte, überlebte leider nicht bis mein Manuskript "dran" gewesen wäre, und so dachte ich darüber nach, was ich stattdessen damit anfangen könnte.
Ursprünglich wäre es ein relativ kurzes Buch geworden - es hätte ja bestimmte Reihenparamenter erfüllen müssen. Da ich darauf nun keine Rücksicht mehr nehmen muss, ließ ich meine Gedanken schweifen. Wie könnte ich es anstellen, die "kleine" Story in eine "große" Geschichte einzubetten? Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich mag dicke Bücher lieber als dünne und Trilogien / Reihen lieber als Einzeltitel. Je länger man die liebgewonnenen Figuren begleiten darf, umso besser. Also folgte noch mehr Recherche, die mir neue Zusammenhänge offenbarte und den Plot in eine Richtung führte, mit der ich vorher nicht gerechnet hätte.
Auch heute bin ich nach stundenlangem Bücherwälzen und Webseitenschmökern wieder mit Riesenschritten vorangekommen und freue mich sehr, wie sich auch hier die Puzzleteile wieder wunderbar zusammenfügen. Wie ich in der Überschrift schon schrieb: Alles fällt an seinen Platz, und ich habe den Eindruck, als wäre die Geschichte vorher schon da gewesen und hat nur darauf gewartet, dass ich endlich darauf komme, wie die Einzelteile zusammengehören.
Ich habe das Rad nicht neu erfunden - aber das ist bei der Vielzahl der Bücher und Geschichten auch nicht mehr möglich. V.a. weil ich mythologische Elemente zugrunde lege, kam es vor, dass ich dachte, ach, das gab es doch da und da auch schon so ähnlich. Würde ich mich davon beeinflussen lassen, könnte ich auch auf der Stelle meinen Beruf an den Nagel hängen. Letztlich habe ich aber meine eigene Erzählstimme und meine eigenen Figuren und darauf kommt es an. Und darauf, dasss ich den Eindruck habe, dass es stimmig ist. Eine Geschichte, wie aus einem Guss. Und ich habe das Gefühl, dass es mir diesmal auch gelingen wird, den Plot vorab so zu erstellen, dass er von Anfang an ein Schreibgerüst für mich wird, und nicht erst, nachdem ich die Hälfte des Buches geschrieben habe.
Bei der heutigen Recherche sind mir sogar einige Dinge untergekommen, die ich für ALBATROS verwenden werde.
Meine Sammlung wächst und wächst, und wen es interessiert, WIE ich das Zeug sammle, dem sei es hier verraten: Mit meinem Lieblingstool Evernote. Evernote ist seit 2009 mein meistgenutztes Programm. Alles, was ich interessant finde und / oder mir irgendwie merken muss, wird als Evernote-Notiz vermerkt. Ich kann vom Laptop, iPhone oder iPad Ideen, Fotos, etc. eingeben, die ständig untereinander synchronisiert werden. Mit vorher festgelegten Tags strukturiere ich das Ganze. Ich habe extra Notizbücher für meine Buchprojekte, sowie eine eigene Tag-Struktur. So kann ich festlegen, ob die Notiz z.B. unter
- Figuren
- Settings
- Konflikte
- Plot
- Brainstorming
- Recherche
Außerdem habe ich eine "Schreibtagebuch"-Notiz, in die ich alles hineinschreibe, worüber ich mir beim Schreibprozess Gedanken mache. So eine Art General-Brainstorming. Dort bin ich schon häufig auf die besten Ideen gekommen - gerade erst vorgestern wieder im Flieger von Zürich nach Berlin.
Ferner habe ich eine Excel-Arbeitsmappe angelegt, wo ich ebenfalls Ideen notiere bzw. in Form bringe. Auf Seite 1 befindet sich der Szenenplan, wo ich alle Ideen eintrage und jederzeit durch Umherschieben die Reihenfolge verändern kann, wenn es für den Plot nötig wird.
Auf Seite 2 habe ich die Figuren gelistet, damit ich in meinem Evernote-Notizenwust nicht irgendwann eine Figur übersehe. Ich notiere den Namen, und auch ob sie tendenziell eher gut oder eher böse angelegt ist (niemand ist ja nur gut und nur böse - das wäre ziemlich langweilig).
In der dritten Spalte schreibe ich auf, wo der Leser der Figur begegnen wird. In Spalte vier gibt es Stichworte, die die Funktion der Figur beschreiben, die sie für die Story haben wird.
Ich fülle keine Fragebögen zu den Figuren aus - ich lerne sie so gut kennen, dass ich nach und nach weiß, wie sie ticken. Natülich notiere ich ein paar Stichworte, aber ich beantworte keine Fragen á la: Was hat deine Figur für Hobbys? Wovor fürchtet sie sich am meisten? Das weiß ich intuitiv und muss es auch nicht auswendig lernen. Ein paar wichtige Stichpunkte zum Erinnern kommen dann lediglich auf eine Karteikarte - die brauche ich zum Herumschieben, wenn ich mal überlegen muss, welche Konfrontation stattfinden soll.
Auf Seite 3 liste ich die Settings auf, die vorkommen sollen und werden. Die weden zwar auch im Szenenplan jeweils kurz angemerkt, ausführlichere Stichworte dazu finden sich jedoch in der speziellen Setting-Liste. Anmerkungen notiere ich jeweils in Kommentarfeldern zu den jeweiligen Zellen, weil ich dort keiiner Platzbeschränkung unterliege.
Dies alles könnte ich auch in Papyrus Autor machen. Ich besitze es auch und habe Unschuldsengel damit geschrieben. Seither sind vier neue Papyrus-Versionen erschienen und ich müsste mich total neu einarbeiten. Also arbeite ich mit den Tools, die ich ohnehin täglich nutze und fahre sehr gut damit.
Mit welchen Tools sammelt und sortiert ihr euer Recherchematerial?
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Kommentare:
Ganz ohne elektrische Hilfsmittel. Ich habe ein whiteboard (Tipp einer Kollegin!), ein sehr großes, und sehr dünne Stifte. Auf dem Board protokolliere ich Lektoratstelefonate. male mindmaps auf, visualisiere timelines etc., da passt viel drauf, weil ich nicht größer schreibe als auf Papier.
Daneben benutze ich ganz altmodisch Papier und Buntstifte.
Ich brauche das Wissen über den physischen Ort meines Gedankens - oder meiner Recherche. Ich erinnere mich dann “ah, die Sache mit XY, die habe ich doch auf den weißen Stuhl gelegt” und schon bin ich wieder im Bild.
Das mag skuril klingen, besoders, wo ich den Großteil meiner Zeit online bin - aber ich schreibe selbst meine langen Texte mit Word… schon immer.
Für das nächste denke ich aber über Papyrus nach, oder hast du einen besseren Tipp?
frauziefle am 12. April 2012
Liebe Frau Ziefle :-)
Danke, dass du uns auch was zu deiner Arbeitsweise verrätst!
Das mit dem Whiteboard ist eine prima Idee. Ich suche nämlich immer noch etwas, womit ich den ganz großen Überblick behalten kann. Elektronische Mindmaps machen mich nämlich auch nicht glücklich, und so ganz riesige auf Papier auch nicht. Und weil ich hoffe, dass ich demnächst viel Platz zum Schreiben haben werde, sollte es dort auch möglich sein ein Whiteboard oder Flipchart aufzustellen.
Ich finde auch gar nicht, dass es skurril klingt, denn wenn man so viel online ist, wie wir, erinnert man sich an physische Dinge logischerweise besser, weil sie aus dem Rahmen fallen.
Papyrus ist schon nicht schlecht; einen besseren Tipp habe ich auch nicht. Ich nutze sonst halt auch noch Word.
Liebe Grüße
Petra
Petra am 12. April 2012
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