Einträge mit dem Tag: 80er
Theater!
Eine halbe Stunde bevor vorgestern der Wecker klingelte, schlich sich ein Gedanke in mein Bewusstsein, dem ich bestimmt über zwanzig Jahre lang keine nennenswerte Beachtung geschenkt hatte, außer mal für ein paar Sekunden, wenn die Namen Rainer Werner Fassbinder oder Dario Fo fielen. Ich dachte an unsere Theatergruppe.
Samstag, 08. Januar 2011
Anno 1987/88 muss es gewesen sein (zwei der Mitspieler waren auch auf unserem Polterabend erschienen), als wir einer Laienspielgruppe beitraten. Obwohl, eigentlich ist es falsch formuliert: Ich war auf der Suche nach einer, und beim ersten (oder einem der ersten) Gründungstreffen dabei. Mein Liebster kam kurz darauf auch mit.
Aber ich hole mal aus (und staune beim Schreiben, was mir dazu alles einfält, auch Bilder, die ich nicht im einzelnen beschreibe):
Ich stand immer schon gerne auf der Bühne. Es muss etwa 1979 gewesen sein, da hatte ich mit einem Klassenkameraden beschlossen, dass wir unbedingt Theater spielen wollten. Wir haben uns zwei Lehrerinnen ins Boot geholt - die weiteren Mitspieler kamen ganz von alleine ;-)
Wir haben damals als Theater-AG zwei Stücke aufgeführt. Als erstes Unsere kleine Stadt von Thornton Wilder. Ich spielte Emiliys Mutter und kann mich daran erinnern, wie ich gemeinsam mit "Mrs. Gibbs" am Bühnenrand saß und gefühlte Tonnen von grünen Bohnen schnippelte. Die Hochzeitsszene ist mir in Erinnerung geblieben, und dass ich mit drei anderen Mädels - warum auch immer - Vamo di core teneramente von Mozart gesungen habe.
Das Stück kam sehr gut an, und derart beflügelt nahmen wir das nächste Projekt in Angriff: Kein Krieg in Troja von Jean Giraudoux.
Irgendwo habe ich dazu mit Sicherheit auch Fotos. Ich trug ein Gewand aus gelbem Stoff, das ich selbst gewickelt, genäht, drapiert hatte, wie ich es in einem Buch mit griechischen Gewändern gesehen hatte (Zeichungen), das meinem Opi gehörte (wieso weiß ich denn sowas noch?). An die Proben zu diesem Stück erinnere ich mich noch besser. Wir hatten ein Menge Spaß, lustige Pannen, und der Satz "Und hinter uns liegt Troja!", gesprochen von Hekuba und Priamos, begleitet von einer weit ausladenden Handbewegung, ist immer noch ein beliebter Insidergag beim jährlichen Ehemaligentreffen.
Nach diesem Stück machten wir unser Abi, und die nachfolgenden Generationen an der BvS dürfen uns heute noch dankbar sein, denn im Jahr 1 nach unserem Abgang wurde aus der Theater-AG der Kurs Darstellendes Spiel und brachte Punkte für's Abitur...
Ich wollte gerne weiter Theater spielen, weiß aber nicht mehr, weshalb dann doch rd. 7 Jahre ins Land gingen, bis ich zu dieser Truppe stieß. Irgendwer hatte einen Raum im Familienzentrum am Mehringdamm besorgt, wo wir künftig probten. Ich erinnere mich an Eva, an Jörg, der Umwelttechnik studierte, und an Florian (?) einen Frisörazubi. Micha und ich natürlich, und noch mindestens zwei weitere Leute, von denen ich aber nur noch Schemen im Kopf habe. Undf Wilfried natürlich, unser Regisseur, ein Kumpel von Splatter-Filmer Jörg Buttgereit ("Nekromantik").
Wir nahmen uns Fassbinders "Blut am Hals der Katze" vor, und ich spielte die Phoebe. Ich hab nicht nochmal ins Buch gesehen, und vorhin wusste ich den Rollennamen eigentlich gar nicht mehr, der fiel mir grad beim Tippen wieder ein. Ich weiß den Grund nicht mehr, aber wir brachten die Inszenierung nicht zu Ende, sondern switchten zu Dario Fo: Bezahlt wird nicht! Ich bekam die Rolle der Antonia, und kann mich noch gut an Giovannis (Jörgs) Satz erinnern:"Bisschen Zitrone drauf - das geht runter wie Katzendreck!"
Den Raum mussten wir auch wechseln und waren kurz in der Jagowstraße in Moabit auf einem nicht ausgebauten Dachboden, wo wir aber auch nicht lange bleiben konnten (oder wollten?). Das letzte, das mir in Erinnerung geblieben ist, war, dass wir einen Theaterraum am Südstern besichtigten, der aber für uns nicht finanzierbar war. Damals war dann auch meine alte Schulfreundin Cathi mit dabei.
Irgendwann brach die Gruppe an Kompetenzgerangel auseinander. Sehr, sehr schade. Wir hatten eine ziemlich lustige Zeit.
Jörg habe ich dann doch noch im Theater gesehen. Er hatte uns einige Zeit später zu einer Aufführung ins Hoftheater eingeladen, wo er eine Rolle in Die Liebe zu den drei Orangen spielte. Ich verstehe noch immer nicht, wieso ich mir eigentlich damals keine neue Grupee gesucht hatte.
Gemeinsam fiel uns eben Jörgs Nachname ein, und siehe da, er hat heute eine erfolgreiche Fernsehproduktionsfirma. So haben wir offenbar beide unser Ingenieurdiplom gegen einen kreativen Job eingetauscht.
Was die anderen wohl so treiben?
Traurig - Michael Jackson ist tot
Die ersten Takte von Dirty Diana um zwanzig vor sieben, dann der Satz: "Die Welt trauert um den King of Pop." Da war ich hellwach.
Freitag, 26. Juni 2009
So müssen meine Eltern sich am 16. August 1977 gefühlt haben, als Elivis Presley starb, der so alt war, wie mein Vater. Michael Jackson ist war ein knappes Jahr älter als mein Liebster, und das macht das Ganze doppelt traurig für mich. Denn als Thriller veröffentlicht wurde und Billie Jean den ganzen Tag im Radio lief, seitdem bin ich mit meinem Liebsten zusammen. Man könnte sagen, Michael Jackson hat unsere damals noch junge Liebe begleitet. Wenn ich mal alleine war (was in diesen Jahren allerdings sehr selten vorkam), habe ich abendelang dieselben drei Jackson-Lieder hintereinander auf dem Tonband abgespielt. Ich war nie verliebt in Michael Jackson, aber er war wichtig, ohne dass es mir allzu bewusst wurde.
Mir tat er immer ein bisschen leid, weil ich mich gefragt habe, wie einsam ein Mensch sein muss, der sein Gesicht bis zur Unkennlichkeit operiert. In der Thriller-Zeit hatte er mir optisch am besten gefallen; damals hätte er aufhören sollen. Er war eine tragische Figur, ein Opfer der Medien und vielleicht auch seiner eigenen Naivität. Die Kindesmissbrauchsvorwürfe habe ich nie geglaubt; ich hielt es immer für ein kalkuliertes Spiel um Geld von ihm kassieren zu können. Und man weiß ja, wie schnell man in Amerika Opfer einer solchen Anschuldigung werden kann.
Ich fand es schade, dass man musikalisch nichts mehr von ihm hörte und freute mich umso mehr, als die neue Tournee angekündigt wurde. Das hätte sicher auch ein neues Album bedeutet. 50 (!) Konzerte sollte es wegen der großen Nachfrage allein in London geben!
Gerade in letzter Zeit habe ich öfter wieder seine CDs hervorgeholt und besonders oft Dirty Diana gehört, das Lied, mit dem heute Morgen seine Todesnachricht angekündigt wurde. Ich habe wirklich nicht geglaubt, dass es so schnell vorbei sein würde. Dieses Alter - um die 50 - scheint leider ein beliebstes Alter für Herzinfarkte zu sein, und da bekommt man doch selber Angst. Zeigt es einem doch, wie endlich das Leben ist, für das doch noch so viele Pläne geschmiedet werden.
Ich frage mich, was die gleichaltrige Madonna jetzt empfindet. Und ich bin wirklich traurig, weil Michael Jackson meine schönsten Jahre musikalisch geprägt hat. Die Achtziger, das war einfach mein Jahrzehnt, das war SEIN Jahrzehnt. Kein anderer Musiker hat dieses Jahrzehnt so nachhaltig geprägt, wie er. Rekorde über Rekorde hat er gebrochen. Thriller ist mit 108 Millionen Alben bis heute das meistverkaufte Album der Welt. Dass man bei so viel Erfolg irgendwann durchdreht, ist doch kein Wunder.
Rest in peace, Michael Jackson. Vielleicht findest du ja jetzt endlich deinen Frieden.
Und jetzt nehmt euch die Viertelstunde Zeit um dem King of Pop zu Ehren das geilste Video aller Zeiten auf Youtube zu schauen.
~~~~~~ Michael Jackson * 29. August 1958 † 25. Juni 2009 ~~~~~~
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