Warum Co-Autorinnen beflügeln

Texttreff Blogwichteln 2015Auch in diesem Jahr wird im Texttreff wieder geblogwichtelt. Das bedeutet, dass wir Textinen uns gegenseitig Blogbeiträge schenken. Mein erstes Geschenk kam drüben bei Mama im Job an (Heike Baller: Schulalltag und Recherchekompetenz). Und für das Autorenblog hat Textine Sandra Schindler zum Thema Co-Autorenschaft gewichtelt. Dass es sich zu zweit besser schreibt, habe ich vor über 10 Jahren beim Verfassen von "Mama im Job" gemeinsam mit Karina Matejcek schon bemerkt. Allerdings ist das gemeinsame Schreiben eines Ratgebers nochmal anders, als wenn man Fiction schreibt. Jetzt lasse ich Sandra dazu selbst zu Wort kommen und drücke ganz fest die Daumen für das gemeinsam gestemmte Projekt:

Co-Autorinnen. Foto: © contrastwerkstatt - fotolia.de

Co-Autorinnen. Foto: © contrastwerkstatt - fotolia.de

Warum Co-Autorinnen beflügeln

Schon als Kind tippte ich fleißig Geschichten im Enid-Blyton-Stil in meine Schreibmaschine. Leider kam mich nie besonders weit. Auf die Frage, warum ich Lektorin geworden bin, habe ich immer gerne geantwortet: „Weil ich gute Bücher liebe, aber zu faul bin, eigene zu schreiben!“

Doch in diesem Sommer hat sich irgendetwas verändert: Zwar würde ich immer noch behaupten, dass ich nie einen Roman schreiben könnte, aber: Kinderbücher zu schreiben, das bekomme ich hin.

Erstaunlicherweise habe ich festgestellt, dass es mir mindestens genauso viel Spaß macht, kleine Helden zu schaffen und ihre Geschichten zu erzählen oder gar zu reimen, wie an den Texten meiner Autoren herumzufeilen. (Denen ich übrigens solche Schachtelsätze nie durchgehen lassen würde, aber das ist eine andere Geschichte …) Nur: Die Verlagssuche gestaltet sich auch für Lektorinnen nicht unbedingt leichter. Besonders dann, wenn man sich vorgenommen hat, nicht im Kinderliteratur-Einheitsbrei mitzuschwimmen. (Aber das ist ebenfalls eine andere Geschichte …)

Was aber, wenn man die Ausschreibung für einen Kurzgeschichtenwettbewerb liest und dabei feststellt, dass die Thematik zu einem passt wie der gläserne Schuh zu Aschenputtel? Ich wusste, ich wollte da mitmachen! Dass der Wettbewerb auf Englisch war, sah ich nicht als Hinderungsgrund, schließlich bin ich ja von Haus aus Diplom-Übersetzerin (für Englisch, Italienisch und Spanisch) – und hatte schnell einen hilfsbereiten britischen Kollegen gefunden, der sich bereiterklärte, das Endprodukt zu korrigieren. (Ein herzlicher Dank geht an dieser Stelle deshalb an David Jones von Daybridge International.)

Motivator gesucht

Doch da hatte ich schon das nächste Problem: Ich wusste ja, wie es um meine Geschichtenschreib-Energie bestellt war. Also stand fest: Eine Co-Autorin muss her. Eine, die das Thema ebenso berührt wie mich. Es dauerte nicht lange, bis ich die Zusage der Journalistin Petra Plaum hatte. Damit stieg für mich die Wahrscheinlichkeit erheblich, bis zum Ende der Abgabefrist tatsächlich eine fertige Geschichte ins Rennen schicken zu können.

Auf die Richtung, in die unsere Geschichte gehen sollte, hatten wir uns schnell geeinigt, denn uns schwebte da eine ganz ähnliche Utopie vor. Wir teilten die vorgegebene Wortzahl durch sechs und wollten im Wechsel jede drei gleich lange Textteile schreiben.

Ich fing an, schrieb von einer fernen Zukunft, in der zwei Menschen aus unterschiedlichen Generationen zusammensitzen und sich über die Vergangenheit unterhalten – unsere verrückte Gegenwart eben. Ich hatte meine Vorstellung davon, wie die Geschichte weitergehen sollte, aber das, was Petra mir in ihrer Fortsetzung präsentierte, übertraf meine gewagtesten Zukunftsvorstellungen. Der Übergang von ihrem Beitrag zu meinem ist nicht nur überraschend, sondern auch unglaublich witzig. Und ich beglückwünschte mich selbst, weil ich tatsächlich eine Deutsche gefunden hatte, die – vermutlich durch ihren Studienaufenthalt in den USA – so gut Englisch schrieb wie niemand sonst in meinem Freundeskreis (englische Muttersprachler logischerweise ausgenommen …).

Ganz wichtig: Harmonie

Schnell wussten wir beide, dass wir beim Texten wirklich harmonierten. Die Lektorin in mir ließ sich nicht ganz verscheuchen, aber Petra nahm meine Verbesserungsvorschläge für unser Gemeinschaftswerk dankbar an. Und ich wusste, dass ich manche Stellen nur andeuten musste, Petra sogar teilweise Lückentexte schicken konnte – die Journalistin würde mit ihrem Wissen die Lücken füllen.

Am spannendsten Punkt unserer Geschichte überraschte mich meine Co-Autorin erneut. Ich hätte nicht gewusst, wie wir all die Steine hätten beseitigen sollen, die wir den Protagonisten in den Weg gelegt hatten, nicht einmal in einem Science-Fiction-Text. Aber Petra bediente sich ganz geschickt eines etliche Jahrtausende alten Motivs, um unserer armen Protagonistin zu helfen. Aber sie veränderte das Motiv so gekonnt, dass niemand sagen kann, die Idee sei abgekupfert.

Zwei Tage vor Einsendeschluss erfuhr ich, dass es genau diesen Wettbewerb auch in deutscher Sprache gegeben hätte, aber unsere Geschichte stand und wir entschieden uns, bei unserer englischen Version zu bleiben.

Unsere deutschen Testleser nickten den Text ab, David Jones gab ihm den letzten Schliff und in allerletzter Minute versandte ich unser Werk.

Ich weiß nicht, ob ich ohne Petra tatsächlich einen Text eingereicht hätte. Aber ich weiß: Wenn ich es getan hätte, wäre der Text niemals so gut und so originell geworden wie der, mit dem sich die Jury in diesem Moment vielleicht gerade beschäftigt.

Es bleibt ein gutes Gefühl

Egal, ob wir gewinnen oder nicht: Diese Erfahrung hat mir wieder einmal gezeigt, dass man ein Gemeinschaftsgefühl auch dann sehr intensiv spüren kann, wenn man allein im (zumindest zu Kindergartenzeiten) stillen Lektorinnenkämmerlein sitzt. Das Schreiben hat uns beflügelt, wir haben uns gegenseitig befruchtet und ich habe den Aufwand, selbst wenn er umsonst gewesen sein mag, keine Sekunde bereut.

Vermutlich werde ich mich neben dem Lektorat weiterhin dem Schreiben von Kinderbüchern widmen, sobald meine ersten Bücher auf dem Markt sind. Aber wenn ich mal wieder bei einer anderen Schreibaufgabe nicht weiterweiß, dann werde ich mir jemanden suchen, der mir zumindest
virtuell ordentlich in den Hintern tritt. Ich wüsste da auch schon, wen …

Sandra Schindler ist freiberufliche Lektorin. Sie bearbeitet besonders gerne Romane aller Art (Science Fiction trotz der erwähnten Kurzgeschichte ausgenommen) sowie Sachbücher. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich immer noch sehr viel mit Büchern oder Autorinnen, macht Musik (Gesang, Klavier, Gitarre) oder kümmert sich um ihre Familie (einschließlich zweier Kleinkinder plus Hund). Sandra bloggt in unregelmäßigen Abständen über Sprache, Ökologie und Ernährung.

Die Sammlung weiterer Blogwichtel-Beiträge findet ihr im Texttreff-Blog.

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