Einträge mit dem Tag: Mit Blogs Geld Verdienen


Geld verdienen mit Blogs in Deutschland

GrafikEigentlich hätte ich schon wieder die Überschrift meines vorletzten Postings nehmen können: "Wir müssen reden!" Geld verdienen mit Blogs scheint in Deutschland ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, während es in den USA durchaus an der Tagesordnung ist - entsprechenden Arbeitseinsatz vorausgesetzt (Content, Content und naochmal Content!). Einmal ist es ein Reichweitenproblem, nicht zuletzt wegen der Sprachbarriere. Es gibt einfach mehr englischsprechende Menschen als deutschsprachige. Aber zum anderen scheint es ein massives Mentalitätsproblem zu geben - und das lässt sich offenbar nicht so leicht beseitigen.

Montag, 07. Mai 2012

Ich schrieb im letzten Blogposting über die Session zur Blogvermarktung auf der re:publica, dass die Vortragenden keine neuen Ideen dazu hatten. Immerhin hat die Werbewirtschaft die Blogger entdeckt, seit Werbemöglichkeiten in Printmedien weniger werden. Und einige Marketingmenschen setzen sogar mehr auf die Relevanz des Blogs als auf die Reichweite.

So weit, so gut. Während es jedoch völlig selbstverständlich ist, in Printmedien eine bestimmte Summe für eine Anzeige oder gar einen redaktionellen Beitrag zu zahlen, wird selbst ein Millionenklickblog wie Frag die Gurus als "Honorarangebot" für einen Link oder gar ein Blogposting, noch immer mit Produktpröbchen abgespeist. Zwei Lippenstifte für ein Posting, das mehrere hundert Euro wert ist. Ich würde gerne mal das Gesicht einer Anzeigenverwalterin der - sagen wir mal BRIGITTE (Print!) - sehen, wenn eine Kosmetikfirma dort mit einem solchen Angebot um die Ecke käme. Aber wir Blogger sollen dafür sogar noch dankbar sein.

Biete Keks für Elefanten

Ja, Himmel - wann soll man denn je angemessen für die viele Arbeit entlohnt werden, die man mit der redaktionellen Bearbeitung der Blogs hat? Ich habe kürzlich an einem Posting mit vielen Fotos und extrem vielen Links (die ja auch erst einmal im halben Web zusammengesucht werden müssen) geschlagene fünf Stunden gesessen. Und das nicht, weil ich so langsam wäre, sondern weil ich meine Arbeit gewissenhaft mache und Bildbearbeitung und Verlinkung eben auch Zeit brauchen. Fünf Stunden, für die ich weder einen PR-Stundensatz noch ein mickriges Zeilenhonorar veranschlagen kann. Einfach, weil ich in dem Fall mein eigener Chef bin.

Natürlich macht mir Bloggen Spaß. Genau wie es dem Musiker, über den ich im vorletzten Posting berichtete, Spaß macht neue Songs aufzunehmen und auf Tour zu gehen. Claudia macht professionelles Fotografieren Freude, ebenso, wie es meiner Künstlerfreundin Susanne Spaß macht zu zeichnen. Carola baut gerne schöne Webseiten, ebenso, wie ich gerne Bücher schreibe. Oder Lesungen halte ...

Aber bedeutet es denn, dass man seine Arbeit zum Kotzen finden muss, damit sie angemessen bezahlt wird?

Und als hätte ich es geahnt, rief just während ich diese Zeilen schrieb (ohne Witz!) jemand an, der wieder wollte, dass ich gratis ein Blogposting in meinem Gartenblog über sein Produkt schreiben soll "weil ich die Werbeausgaben klein halten muss, ich hab ja erst vor drei Monaten angefangen". Zum Teufel nochmal, ich blogge seit zehn Jahren und was habe ich finanziell davon? Monatliche Adsense-Einnahmen von knapp zwanzig Euro, aber das auch erst seit kurzem, vorher lagen sie im einstelligen Bereich.

Mag sein, dass ich etwas falsch mache, aber so lange auch die BlogLESER sagen: "Huh, in dem Blog steht irgendwo das Wort Shop, das ist ja kommerziell, und kommerzielle Blogs lese ich nicht!" (Leser belauscht, nachdem bauerngartenfee.de im letzten Jahr den ersten Platz bei der Superblogwahl belegte) wird sich auch nichts ändern. Alles gratis haben wollen, aber dann bitte auch ohne Werbung, so funktioniert das irgendwann nicht mehr.

Wobei das zwei verschiedene Paar Schuhe sind: einmal Gewerbetreibende, die im besten Fall Gratiswerbung erwarten, im schlimmsten Fall Gratiscontent und auf der anderen Seite Blogkonsumenten, die nicht mal Werbung sehen wollen, egal ob der Blogger dafür bezahlt wird oder nicht. Irgendwo läuft doch da etwas gewaltig schief.

Umdenken!

Ihr merkt ja auch, dass ich in meinen drei Blogs sehr unregelmäßig blogge. Ich würde problemlos nie wieder ein Buch schreiben (die Autorentätigkeit macht allerdings leider auch zu viel brotlosen Spaß ... s.o.) und meinen Lebensunterhalt komplett mit Bloggen bestreiten, wenn es denn funktionieren würde. Aber ich mache mir da langsam keine Illusionen mehr: So lange sich in der deutschen Mentalität nicht grundlegend etwas ändert, würde ich dabei verhungern.

Virtuelle Werbung wird weiterhin zunehmen

Aber kann das wirklich das Ende der Fahnenstange sein? Wir stehen erst ganz am Anfang des Internetzeitalters, verglichen mit der Menschheitsgeschichte. Auch wenn meiner Meinung nach weder Printmagazine noch papierene Bücher je ganz aussterben werden (dazu gibt es zu viele Papierschnüffler *g*), wird das Segment kleiner werden. Damit werden die gedruckten Werbemöglichkeiten weiter eingeschränkt und die Online-Werbemöglichkeiten müssen zwangsläufig erweitert werden.

Also muss weiter an der Akzeptanz von Blogs gearbeitet werden. Einer der Vortragenden der Blogvermarktungssession sagte sinngemäß, dass er auch "tote" Blogs kauft und mit Werbung bestückt, denn "Werbung, die irgendwo steht, wird auch von irgendjemandem wahrgenommen". Und je häufiger man ein Markenlogo sieht, umso eher hat man es im Kopf. Dazu muss man kein Werbefachmann sein. Firmen könnten also auch Bannerplätze oder Textlinks in Blogs mit einigen hundert Lesern täglich kaufen. Dass man die anderes vergütet als Blogs mit Millionen von Klicks, ist klar. Aber so können sich Blogger Zeit für mehr Blogbeiträge kaufen. Denn professionelles Bloggen ist ein Fulltimejob.

So wie ich momentan blogge, nämlich, wenn ich Lust dazu habe, oder mit höherer Frequenz und höherwertigem Content, wenn ich wieder mal versuche, ob sich die Einnahmen nicht doch irgendwie steigern lassen, kann ich natürlich kein Einkommen erwarten, das dem eines Managers entspricht. Aber ich bekomme auch nicht annähernd so viel, wie eine Gelegenheitsputzfrau. Stundenlohn? Hier bitte hysterisches Gekicher einfügen (das könnt ihr auch im Hinterkopf behalten, wenn ihr mal wieder einen Schriftsteller fragen wollt, ob er vom Schreiben leben kann). Die Adsense-Einnahmen bei hoher und niedriger Veröffentlichungsfrequenz machen vielleicht vier Euro Unterschied im Monat aus.

Und Affiliate-Links?

Nachdem Google vor einigen Monaten seinen Algorythmus grundlegend änderte, sind einige six-figure-income-Blogger in den USA unsanft erwacht, weil ihre Adsense-Einnahmen so dramatisch zurückgegegangen waren. So haben sie ihre Strategie überdacht und vermehrt auf Affiliate-Links gesetzt, allen voran Amazon. Das mag vielleicht in den USA und hierzulande bei Elektronik-Testblogs ganz gut laufen, wie z.B. netbooknews.de. In meinen Blogs funktioniert es nicht. Und bei vielen anderen auch nicht. Ebenso wenig wie mit anderen Affiliate-Link-Anbietern, wo ich aus sicherer Quelle weiß, dass auch dort die Einnahmen deutlich zurückgehen, auch bei hochklickigen Blogs.

Sind die Deutschen werbemüde?

Das wage ich nicht zu beurteilen. Ich latsche so tunnelblickartig durch die Welt, dass ich ohnehin nur Dinge wahrnehme, die mir quer in den Weg springen und ich zwangsläufig drüber fallen muss. Ich bin also kein Maßstab. Aber ich weiß von anderen, dass sie manchen Bloggern den Klick auf z.B. einen Amazonlink einfach nicht gönnen. Echt. Da suchen sie lieber direkt auf Amazon. Unglaublich eigentlich. Und sooo deutsch. Vielleicht hat deshalb auch Flattr nicht so wirklich funktioniert, das Micropaymentsystem, das im Grunde die eingezahlten Beträge der daran teilnehmenden Blogger in der Blogosphäre einmal im Kreis umverteilt.

(Update v. 14.02.2013: Offenbar hat Flattr die Flaute überwunden, siehe Was ist eigentlich Flattr, und weshalb sollte man da mitmachen? Überhaupt scheint sich in den letzten Monaten in der Sichtweise zum bezahlten Bloggen einiges zu bewegen, wie auch die Diskussion um die Unterscheidung von Blogger und Branded Content-Autor zeigt)

Ich habe insgesamt den Eindruck, dass das Grundproblem in diesem Land eher im Nicht-gönnen-Können liegt. Im Gegensatz zu vielen anderen Bloggern verlinke ich tatsächlich auf interessante Blogbeträge von Bloggern, auch und gerade, wenn sie im selben Segment bloggen. Viele andere tun das nicht. Extremer Linkgeiz herrscht hierzulande, dabei lebt das Internet von Verlinkung, sonst wäre es doch kein Netz sondern ein Haufen von parallel verlaufenden Einbahnstraßen.

Das ist auch so einne Binsenweisheit, aber offenbar kann man es ja gar nicht oft genug sagen. Wenn mir ein Blog gefällt, kommt es auf meine Blogroll. Gerade auf bauerngartenfee.de ist es auch gleichzeitig eine Erinnerungsroll, damit ich nicht vergesse, wo ich gerne vorbeischaue. Das sind die Links, die man setzen sollte, ebenso wie Links auf bestimmte Blogbeiträge.

Linktausch? Najaaa...

Kommt dann aber jemand mit einem Linktauschangebot, ist es meist jemand, der etwas zu verkaufen hat und sich kostenlose Werbung erhofft. Ich bin durchaus auch Gabstbeiträgen gegenüber offen, sowohl bei mir im Blog als auch meine Beiträge woanders. ABER: Nicht, so lange ich damit wieder kostenlos für ein Produkt werbe.

Was ich auch dreist fand: Ich wurde um einen Linktausch gebeten. Ich verlinke normalerweise nicht auf Aufforderung, aber thematisch passten die Blogs ganz gut, auch wenn das jetzt nicht mein Lieblingsblog geworden wäre. Ich habe also die Seite in meiner Blogroll (in diesem Fall bei Treffpunkt Twitter) aufgenommen. Statt eines Backlicks kam der Blogger plötzlich mit einem Pagerankvergleich um die Ecke und forderte (!) deshalb einen zweiten Link zu seinem Blog, und zwar in einem viel geklickten Blogbeitrag. Den ich der VG-Wort gemeldet hatte und den ich nicht verändern werde, weil sonst der Zähler wieder auf Null gesetzt wird. Wer den Hintergrund nicht kennt: Damit ein Blogbeitrag bei der VG Wort (eine Art GEMA für Autoren) vergütet wird, muss er erst eine bestimmte Anzahl an Klicks erreichen.

Wie gesagt, ich verlinke normalerweise gerne, weil das ja auch wichtig ist, aber das war garantiert das erste und letzte Mal, dass ich auf ein Link"tausch"-Angebot eingegangen bin. Ich suche mir selbst aus, wen ich wie verlinken möchte. Und zwingen lasse ich mich zu gar nichts. Das hat mit dem oben von mir erwähnten Linkgeiz auch nichts zu tun, sondern damit, wie Menschen miteinander umgehen.

Wenn ich also in einem Blog ein interessantes Posting entdecke, werde ich auch weiterhin dafür sorgen, dass es in einem meiner Blogs erwähnt und verlinkt wird. So, wie es auch sein sollte.

Fazit

Wir haben also den Geiz der Gewerbetreibenden plus den Linkgeiz der Blogger. Beides ist nicht wirklich hilfreich, wenn man als Blogger in hoher Frequenz Qualität liefern möchte. Der Widerwillen gegen Werbung bei Bloglesern ist eine weitere Hürde, zumindest für die Blogger, die die Befürchtung haben, dadurch leser zu verlieren. Es muss dringend auf allen Seiten ein Umdenkprozess einsetzen, dann kann jeder davon profitieren. Die Werbewirtschaft findet neue Plattformen und vielleicht sogar neue FORMEN der Werbung. Die Blogosphäre wird um intressante Beiträge reicher, und auch kleine Blogs könnten wenigstens einen Teil ihrer Unkosten wieder einspielen.

Dazu wäre ein bisschen mehr Einigkeit und Großzügigkeit nötig.

Aber das kriegen wir hin, oder?

Grafik: © Petra A. Bauer, 2013 Flattr this Was ist eigentlich Flattr und weshalb sollte man da mitmachen?

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25 Jahre writingwoman | Autorin Petra A. Bauer

 
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