Modefotografie auf der Straße

oder "How to make people look good in 5 Minuten" war der Titel eines Workshops von Mary Scherpe (Stil in Berlin), den ich im Rahmen der re:publica 2010 besuchte.

Streetstyle-Fotos fand ich schon lange spannend. Und ganz früher habe ich auch viel fotografiert, so mit analoger Spiegelreflexkamera (Canon AE1). In den letzten Jahren habe ich dann eher zur raschen Dokumentation Exilim-Schnappschüsse produziert, doch der Liebste hatte mir eine digitale SLR (Nikon D5000) geschenkt.
Ich hatte noch nicht viel Gelegenheit das gute Stück in der Welt spazieren zu führen und die Kamera und ich, wir müssen uns noch aneinander gewöhnen. Meine erste Amtshandlung war jedoch, den Autofocus abzuschalten, weil ich damit nicht gerne arbeite.

Mich interessierte dieser Workshop also, und Mary erzählte uns, wie sie auf die Leute zugeht, wenn sie sie um ein Foto bittet. Tja, und dann schickte sie uns auf die Straße. Bis zum zweiten Teil des Workshops, sollten wir zwei Bilder präsentieren, und wir sollten nicht Oma oder die Nachbarin bitten uns mal in die Kamera zu lächeln.

Eins vorweg: Wenn diese Bilder nicht Hausaufgabe gewesen wären - ich hätte mich gedrückt. Wer mich persönlich kennt, weiß zwar, dass ich nicht gerade kontaktscheu bin. Doch es ist eine Sache, Leute auf einer Party anzuquatschen oder unterwegs nach der Uhrzeit zu fragen. Eine völlig andere Sach ist es, Menschen, die mit einem Ziel (und meist mit wenig Zeit) durch die Stadt hetzen, anzusprechen und zu fragen, ob man ein Foto von ihnen machen darf. Man hält dabei quasi die Zeit an.

Ich trat also aus der Kalkscheune und sah auf der Friedrichstraße erstmal nur re:publica-Teilnehmer (da wäre das Ansprechen zu einfach gewesen) und Touristen in Überlebensweste und mit Rucksack. Nix schick. Zudem war es grau und kalt. Also beschloss ich, mir erst einmal Mut anzuessen (ich hatte vor der Konferenz nicht gefrühstückt) und setzte mich in ein Café ans Fenster.

Da, die Frau mit dem schwarzen Pagenschnitt und den roten Schuhen, die wäre ein Foto wert! Doch leider stand ein halb gegessenes Baguettebrötchen und eine fast volle Tasse Kakao vor mir. Als ich mein spätes Frühstück beendet hatte, verließ ich das Café genau in dem Moment, als das Mädchen mit den roten Schuhen wieder vorbeilief. Ich explodierte auf sie zu, woraufhin die ohnehin kleine Person noch zu schrumpfen schien und schließlich mit französischem Akzent verkündete, sie sei "foto-shy". Aber sie bedankte sich (wofür? Dafür, dass ich sie erschreckt habe? *g*) und lief ihres Weges. Ich hinter ihr her, aber nur, weil ich ohnehin in Richtung Bahnhof und weiter laufen wollte, weil mir dort höhere Stil-Dichte der Leute erwartete. Ich hoffe, die Französin fühlte sich nicht verfolgt.

Wieder quollen mir Touristen entgegen. Interessante Menschen gab es nur auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Und ich wollte mich weder in Lebensgefahr begeben, noch den Leuten hinterherrennen, weil ich dachte, so ginge das auf keinen Fall. Mary sagte hinterher, dass sie sehr oft rennen würde, wenn sie eine geeignete Person entdeckt hätte.

So weit war ich aber noch nicht und scannte weiterhin die Menschen ab, ob mir irgendetwas auffiele. Und da kam Sina auf in meine Richtung gelaufen.

Sie wollte eigentlich einkaufen, was den Druck und die Hektik bei mir prompt verstärkte. Doch trotz allem musste ein Hintergrund gefunden werden. Ich ging nicht weit mit ihr, im Prinzip nur ein paar Schritte in die Dorotheenstraße hinein. Da sie solche Überfälle natürlich nicht gewöhnt war, wollte ich ihr etwas zu tun geben, und sie fischte schließlich ihren Schirm aus der Tasche, der auch hervorragend zum Grau um uns herum passte.

Mary hatte uns bei verschiedenen Streetstyleblogs gezeigt, was dort so als allererstes Foto gepostet worden war und ich denke, dort kann ich mich einreihen... Mehrere Jahre später sehen die Bilder dieser Fotografen natürlich ganz anders - nämlich total super und professionell - aus (siehe Linkliste am Ende des Beitrags). Ich hingegen kämpfe momentan nicht nur gegen die Technik (was, wie gesagt, nicht an der Technik liegt, sondern daran, dass ich mich damit noch nicht auskenne), sondern auch gegen meine eigene Unruhe. Bloß den Leuten keine Zeit stehlen! Dieser Gedanke ist extrem kontraproduktiv, wenn man ein gutes Foto machen möchte. Der Hintergrund sollte zum Motiv passen (und möglichst wenige Schärfe aufweisen; das mit der Blende krieg ich schon noch hin *g*) und wenn ich 20 oder 30 Bilder brauche um zufrieden zu sein (und nichts Wesentliches vergessen zu haben), dann brauche ich die eben. Ommmm...

So weit war ich an dem Tag jedoch längst nicht und bin als nächstes einem pinkkfarbenen Mantel hinterhergelaufen. Nein, nicht gerannt, wie schon erwähnt, aber mir half eine rote Ampel. Ich hatte das Mädchen nur von hinten gesehen, und als ich mich um sie herumschlängelte um sie anzusprechen, habe ich mich gefreut, so ein hübsches Modell gefunden zu haben.

Offenbar hatte Nadine Zeit, und so gingen wir, nachdem wir die Straße überquert hatten, wieder zurück, weil ich einen hellblauen Hauseingang erspäht hatte, der, wie ich fand, prima zu Pink passte. Sie war auch locker und ich hätte sie sich noch viel mehr bewegen lassen sollen, wie ich nun weiß.

Das erste Foto hätte mir im Nachhinein übrigens am besten gefallen - wenn ich da nicht vergessen hätte, dass der Autofokus abgeschaltet war ;-)
Und vor lauter Konzentration auf den Rest, habe ich vergessen, sie nach dem Label dieses Mantels zu fragen ...

Ich bin echt voll aus der Übung, aber das werde ich ändern, denn nachdem ich meine Scheu erstmal überwunden hatte, hat diese besondere Art der "Foto-Safari" irre viel Spaß gemacht und schreit nach Wiederholung. Und nach Optimierung der Herangehensweise.

Mein Fazit: Toller Workshop, nette Menschen auf der Straße. Vielen Dank an alle!

Hier die ausgewählten Fotos von Sina und Nadine.

Streetstyle-Fotoblogs:

» » Sina

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