Hurricane Sandy

Als ich das letzte Posting Und jetzt zum Wetter. überschrieb, hatte ich keine Ahnung, dass sich mein nächster Beitrag tatsächlich um ein Wetterthema drehen würde. Und zwar um das, was alle derzeit beschäftigt, nämlich der Hurricane Sandy, der gerade die amerikanische Atlantikküste erreicht hat. Und mein Liebster hockt derzeit in einem Hotel in Washington.

Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht. Nicht nur um ihn, sondern auch um liebe Menschen, die in New York leben, wie z.B. Berlinessa, die aber bislang in Brooklyn relativ sicher zu sein scheint.
Meine größte Sorge galt natürlich trotzdem meinem Mann, und so war ich sehr froh, als er mir heute Nacht schrieb, dass er den Sturm im Hotelzimmer nicht mal richtig hören konnte. Und er schob gleich noch ein beruhigendes Video hinterher:

Video: Michael Bauer

Überhaupt ist das Web voll mit Bildern zu Sandy. Viele echte Fotos, aber auch diverse Fakes, wie dieses von der Freiheitsstatue, das aus einem Emmerich-Film entnommen sein könnte (und es vielleicht sogar ist).

Schäden in Milliardenhöhe

Ich nehme an, die meisten von euch werden sich ohnehin längst informiert haben. Leider sind auch in USA jetzt schon 13 Menschen gestorben, darunter zwei Kinder und ein Besatzungsmitglied des Filmschiffes Bounty, das gesunken ist. Der Kapitän ist bislang verschwunden, was auch kein gutes Zeichen ist. Ich frage mich auch, wie es dem Fahrradfahrer geht, der gestern an einer Uferpromenade entlangradelte (bei Hurricanewarnung?! WTF?!) und von einer Welle verschluckt wurde. Menschen wurden obdachlos, weil plötzlich die Fassade vom Haus fiel. Die New Yorker U-Bahn steht unter Wasser, ebenso wie viele Straßen und Parkhäuser. Ground Zero hat sich in einen Wasserfall verwandelt. Weiter im Landesinneren gibt es heftige Schneefälle, weil Sandy dort auf einen Wintersturm traf. Der Parketthandel der New Yorker Börse wurde zum ersten Mal seit 1888 an zwei Tagen hintereinander ausgesetzt. Wahlkampfveranstaltungen wurden abgesagt. 9.000 Flüge wurden gestrichen. Die Versicherungen rechnen mit Schäden in Höhe von 3,2 Milliarden Euro.

Weshalb berührt uns das so?

Und dann kommt immer der Moment, an dem ich mich frage, wieso ich, ebenso wie viele andere, immer so entsetzt über den Teich schauen, wenn dort etwas passiert (auch wenn nicht gerade mein Mann involviert ist), obwohl doch in vielen anderen Gegenden der Welt ständig grauenvolle Dinge geschehen. Immerhin hat Sandy ja auch schon die Karibik verwüstet und, wenn ich richtig informiert bin, dort rd. 60 Menschenleben gefordert. Und auch in Deutschland gab es Stürme und Hochwasser. Ich werde nie vergessen, wie ich beim Orkan 1972 als Achtjährige aus meinem Fenster sah, und das Flachdach des sechsgeschossigen Wohnhauses schräg gegenüber vom Haus segelte und eine Frau sich gerade noch rechtzeitig in einen Hauseingang retten konnte, bevor ihr das Ding auf edn Kopf gefallen wäre. Natürlich war ich ausgerechnet alleine zu Hause. Das Oderhochwasser ist uns ebenfalls allen noch in bester Erinnerung, wenn ich das auch nur im TV verfolgt habe.

Meine Theorie, weshalb wir gerade mit Amerika immer so mitleiden ist folgende: Viele von uns waren schon dort, für viele ist es ein Traumziel und außerdem - das lässt sich nicht bestreiten - so ziemlich das wichtigste Zentrum der Macht auf der Welt. Und auch wenn Washington die Hauptstadt ist, ist New York doch die eigentliche "Welthauptstadt". Sag ich jetzt mal so. Ist mein Empfinden. Und offenbar das vieler Filmregisseure und von Al-Quaida. In Filmen verbrannt, vereist, überflutet, zerstört, im echten Leben der spektakuläre Angriff auf das World Trade Center - das spricht Bände. Durch diese Wertigkeit ist natürlich auch die Berichterstattung intensiver.

Katastrophenkonzenrat

Ein weiterer Faktor scheint mir zu sein, dass jede Katastrophe in einer Gegend, der wir uns verbunden fühlen, immer noch katastrophaler wirkt, je weiter sie weg ist. Nicht, dass nicht sowieso schlimm genug ist, was geschieht. Aber durch die Bilder, die immer nur das Übelste zeigen (man will ja gute Quoten haben, und wer will schon sehen, dass alles in Ordnung ist, außer denen, die um ihre Angehörigen bangen) bekommen wir hier in der Ferne quasi ein Katastrophenkonzentrat angeboten. Beispiel gefällig: Berlin in den 80ern. Man wurde von Freunden und Bekannten in Westdeutschland oder USA gerne mal gefragt, weshalb man nicht längst aus dieser Stadt weggezogen sei, wo ständig bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen. Weil in den Medien gerne die paar Straßenschlachten rund um Hausbesetzungen und Anti-Haig-Demo, etc. gezeigt wurden. In geballter Form musste das auf Außenstehende tatsächlich so wirken, als lebten wir Inselbewohner in ständiger Gefahr. Dabei bekamen wir Stadtrandfuzzis nur was davon mit, wenn wir selbst an den Demos teilnahmen. Und auch das wirkte nur halb so übel wie die anschließenden Fernsehbilder.

Womit ich nicht gesagt haben will, dass die persönlichen Schicksale der Sandy-Betroffenen nicht wirklich übel sind.

Ich bin jedenfalls heilfroh, wenn mein Liebster wieder zurück ist. Das Meeting, weswegen er in Washington war, ist wegen Sandy natürlich abgesagt worden. Deshalb fliegt er eine Woche später noch einmal dorthin ...

Entschuldigt, falls dieses Posting ein bisschen hektisch klingt.

Sandy - Rückenwind für Obama?

Noch eine Überlegung: Je nachdem wie souverän Präsident Obama mit der Sturmkatastrophe umgeht, kann ihm dieses Naturereignis m.E. für die Wahl zugute kommen. Romney als Präsident wäre eine - ja, wieder dieses Wort - Katastrophe für die gesamte westliche Welt, da nicht nur ich annehme, dass wir dann schneller wieder einen kalten Krieg haben, als wir "Katastrophe" sagen können. Ich hoffe sehr, dass die Amerikaner das mehrheitlich auch so sehen und dass Obama Sandy als "Rückenwind" nutzen kann um noch ganz viele Pluspunkte zu sammeln. Just my 2 Cents.

Wie habt ihr die Ereignisse um den Hurricane erlebt? Geht es "euren" Leuten dort drüben gut? Oder kann euch dieser ganze Sturm mal ganz gepflegt am Allerwertesten entlangblasen?

Alles Liebe

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Kommentare:


Hallo Petra,

ehrlich gesagt, sehe ich es ein wenig anders. Ein Vergleich: Was mir sehr leid tat war das Erdbeben in Haiti. Ebenso der Tsunami in Asien. Es ist auch bedrückend, dass so eine Naturkatastrophe die Ostküste Amerikas erwischt hat aber: Sie wissen sich zu helfen und haben die Mittel dafür. Daher kann ich Dein Empfinden (und sicher auch die, vieler anderen) nicht zu 100% teilen. Deine Gedanken dazu allerdings schon.

Viele Grüße
Bianca

Bianca  am  30. Oktober 2012




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