Notizen aus der Berliner Provinz

Samstag, 01. Februar 2014

Wenn man in Berlin am Stadtrand lebt, befindet man sich, sobald man das Haus verlässt, in einer großen Facepalm-Zone. Es gibt jedenfalls genügend Situationen in denen ich mir gerne mit der Hand gegen die Stirn patschen und den Kopf schütteln möchte. Und gelegentlich tue ich das auch tatsächlich.

Heute war wieder so ein Tag. Morgen Nacht findet der Superbowl statt. K3 und ich werden uns die Nacht um die Ohren schlagen (nebenan bei mama-im-job.de wird es Superbowl-Liveblogging geben!), einen Eimer Spicy Chicken von KFC vernichten und dazu Samuel Adams trinken. So weit der Plan.

Heineken

Das Bier zu bekommen, war in früheren Jahren nie ein Problem. EIne Zeit lang stand es sogar bei Reichelt herum. Diesmal nicht, also fuhren wir zu Getränke Hoffmann, das eigentlich auch immer gut sortiert war (ich gehe da nur schon seit Jahren nicht mehr hin, da wir praktisch nur MIneralwasser trinken und für das bisschen Bier fahre ich nicht extra woanders hin).

Wir suchten den Laden ab. Nix. Also gibt ich zur Kasse und fragte die Kassiererin (deutlichst jenseits der 50, eher älter), wo sie denn das Sam Adams versteckt hätte.

Kassiererin guckt in Zeitlupe, fragt dann: Was? Ich, schon leicht irritiert: Samuel Adams. Wo? Kassiererin: Wat soll denn dat sein? Ich: Moment, Sie arbeiten in einem Laden, wo es massenweise Bier gibt und kennen Samuel Adams nicht? Das gab es doch hier sonst immer Kassiererin guckt immer noch langsam. Das kenne ich nicht. Kunde, auch alt, dem Aussehen nach Bier nicht gerade abgeneigt: Det sachtma jaaaanüscht. Ich: Amerikanisches Bier. Das müssen Sie doch kennen. Kassiererin und Kunde sind sich einig: Amerikanisches Bier schmeckt doch nicht. Ich: Das ist doch egal. Morgen ist Superbowl. Außerdem ist Sam Adams nach deutschem Reinheitsgebot gebraut, das schmeckt nicht so plörrig, wie das andere Zeug. Kassiererin: Nee, also sowat hamwa nich.

Nach kurzer Überlegung beschließen wir 5 Kilometer weiter in die Stadt zu fahren und es bei einem größeren Getränke Hoffmann zu versuchen. Vorher war an dieser Stelle ein sehr gut sortiertes Bierlager, wo es das Sam Adams immer gab. Wir irren durch den Laden und schnell ist klar: Hier ist auch nix. Aber ich wollte nicht aufgeben.
An der Kasse zwei Jungs, etwa Mitte bis Ende 20.

Ich: Hi, es kann doch nicht wirklich sein, dass es bei euch auch kein Sam Adams gibt? Die Jungs gucken nicht wesentlich schneller als ihre Kollegin im anderen Getränkemarkt.
Der eine: Wer? Ich, langsam, zum Mitschreiben: Sa-mu-el Adams Der andere: Is dis n Sekt oder wat? Ich: Ey, das ist nicht euer Ernst - ihr seid hier umgeben von Bier und kennt Sam Adams nicht? Amerika? Superbowl? Die Jungs: Amerikanisches Bier? Das schmeckt doch nicht. Ich: Das ist doch egal. Morgen ist Superbowl, da muss das sein, egal, wie es schmeckt. Der eine: Ich kenne gar kein Amerikanisches Bier.
Ich: Budweiser? Miller? Gibt es alles auch in der Lightversion und schmeckt dann nur noch nach Wasser. Der andere: Ja, Bud hab ich schon mal gehört. Der eine: Das kann ich mir ja bestellen, wenn ich im Hardrock Café den Superbowl gucke. Aber da muss man immer ein Jahr vorher reservieren.

Die Info half nicht wirklich weiter, aber die waren wenigstens nett. Wir griffen dann frustriert zu Heineken, wie ihr euch wohl anhand des Fotos bestimmt schon gedacht habt. Das stammt zwar aus Holland, ist aber bei den Amerikanern trotzdem beliebt. Und sowohl Samuel Adams als auch Heineken haben in jedem Jahr ein Superbowl-Commercial:

Das dazu. Vorher bei Reichelt kam übrigens eine alte Dame quer an die Kasse und beklagte sich, dass nirgendwo jemand wäre, der ihr eine Beratung geben könnte. Dabei wedelte sie mit einem Beutel, in dem sich Kartoffeln befanden. Der produzierende Bauer muss sehr schlau gewesen sein, denn die Kartoffeln waren extra klein und es stand "Mikrokartoffeln" auf dem Beutel.

Alte Dame: Kann man diese Mikrokartoffeln auch als normale Kartoffeln benutzen?

Das sind Fragen, die die Welt bewegen. Jedenfalls die Welt am Stadtrand von Berlin. Flattr this

# Petra A. Bauer am 01. Februar 2014 um 16:50 Uhr
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