The Cure, Velodrom, 16.2.2008

Gleich vorab: Dieser Konzertbericht ist sehr subjektiv. Natürlich ist alles, was man berichtet subjektiv, aber ich schätze mal, dass die Hardcore-Fans sich möglicherweise fragen, ob ich ein anderes Konzert gesehen habe, als sie.
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht damit, dass ich nach einer Stunde einen anderen Schlusssatz geschrieben hätte als nach zwei Stunden, oder noch später.
Ich hätte nämlich geschrieben, dass ich mich noch nie bei einem Konzert so gelangweilt habe, wie bei diesem, wenn man vielleicht vom -> Annett Louisan-Konzert absieht, das so eine Art bebilderte CD war, mit einstudierten Ein-Satz-Überleitungen zwischen den Songs. Doch immerhin hatte sie überhaupt etwas gesagt. Von Robert Smith hörte man in den ersten zwei Stunden kaum mehr als: "Hello again." "That's not the right song for that place. Someone should have told me before." und mehrfach " 'k you!"
Okay, ich habe inzwischen gelernt, wenn ich mehr als nur Musik will, muss ich zu -> Stoppok gehen, und mich hat das auch nicht wirklich gestört - ich hatte nur unglaublich viel Zeit über solche Dinge nachzudenken.
Ich sollte vorausschicken, dass ich kein Fan der ersten Stunde bin. The Cure sind in den 80ern komplett an mir vorbeigerauscht, was ich sehr schade finde. Vor einigen Jahren haben wir uns dann eine Best-of gekauft, die ich im Auto immer rauf und runter spiele, abgesehen von einigen Liedern, die ich immer überspringe. Vielleicht nicht die besten Voraussetzungen, um auf ein Konzert einer Band zu gehen, die offenbar einen riesigen Song-Output hatte und hat, doch im Laufe des Konzerts wurde der Eindruck immer stärker, dass sehr viele Leute nur wegen der Hits dort waren: Genervte, gelangweilte Gesichter, geschlossene Augen, Regungslosigkeit.
Let's start from the beginning: Vorne in der Warteschlange standen die Robert-Smith-Look-Alikes, die die begehrten Plätze vorne an der Bühne ergatterten. Ich bin sonst auch gerne vorne, aber wenn dann ganz vorne und nicht in der Menge, also haben wir uns zwei Plätze oben gesucht, was den Vorteil hatte, dass wir sitzen konnten. Normalerweise stehe ich dann ja auch irgendwann auf um mitzutanzen, aber … s.o.
Das Konzert sollte um 20 Uhr beginnen, aber i.A. verzögert sich ja alles. Wir sahen also zu, wie sich die Halle im Zeitlupentempo füllte. Vermutlich kamen einige Leute auch später, weil sie nicht mitbekommen hatten, das das Konzert aus der Arena ins Velodrom verlegt wurde. Die Verantwortlichen versuchten die Wartenden mit endlosen Meeresrauschen in den Schlaf zu wiegen, was bei mir schon mal hervorragend anschlug - ich wurde hundemüde. Außerdem zwickten meine Kontaktlinsen. Denkbar schlechte Voraussetzungen um das Konzert zu genießen.
Um zwanzig vor acht, der Innenraum war gerade mal halb voll, kam ohne Vorwarnung die Vorgruppe. Ich habe aus dem britischen Genuschel verstanden, dass sie "55 Days of Static" heißen, aber der Bandname kann auch völlig anders lauten ;-) Apropos laut: Laut war es und ohne Gesang. Anfangs fand ich das noch ganz nett, aber dann erschien es mir als der richtige Zeitpunkt um die Toiletten aufzusuchen… Nach einer halben Stunde waren sie weg, und The Cure traten bereits um 20:45 auf. Nach oben erwähntem "Hello again!" spielten sie ohne Pause eine uns unbekanntes Lied nach dem anderen. Das 5. (oder so), war dann endlich der Lovesong - eines meiner Lieblingslieder. Für meinen Geschmack war das leider ziemlich lustlos heruntergesungen. Zumindest kam erstmals so etwas wie Stimmung auf. Aber Stimmung, pfui, wollen wir nicht, also kam gleich ein Töter hinterher. Lullaby mag ich sehr. Von CD. Im Velodrom versank alles in einem Klangbrei. Ich fand ohnehin, dass es nicht berauschend ausgesteuert war. Die tolle Stimme von Robert Smith hätte es verdient, besser zur Geltung zu kommen. So gab ich mich also dem Klangbrei hin - und wurde so dermaßen müde, dass es mir immer schwerer fiel, meine Augen offen zu halten. Ein weiterer Hit weckte mich und die anderen. Jetzt RICHTIGE Stimmung. So, als hätten The Cure sich nach knapp zwei Stunden endlich warm gespielt. Nach weiteren mir nicht bekannten Songs gingen sie mit einem vollständig ausgesprochenen "Thank you!" von der Bühne.
Irritation im Publikum. Raunen, Pfiffe, aber keine "Zugabe"-Rufe. Das hab ich auch noch nie erlebt. Irgendwann wurde es dann doch lauter, und nach etwas 5 min. kamen The Cure auf die Bühne zurück. Meine Bilanz vorher: Von 26 Songs genau 5 gekannt, davon zwei von denen, die ich immer auf der CD überspringe. Jetzt, bei der Zugabe, bekamen wir den Eindruck, das Konzert ginge erst richtig los: Ein Hit nach dem anderen, die Leute wachten auf, tanzten, es war richtig schön. Bis dann wieder ein Töter kam. Und dann gingen sie. Diesmal wurden die Rufe lauter, nach weiteren 5 Minuten also die zweite Zugabe, zweiter Teil des "echten" Konzerts. Nach über drei Stunden, um kurz nach Mitternacht, ging dann die Hallenbeleuchtung an.
Ich habe also im Velodrom mein kürzestes ( -> Robbie Williams, anderthalb Stunden ohne eine einzige Zugabe) und mein längstes Konzert erlebt. Zwei Stunden Konzert, eine Stunde Zugabe, rd. 36 Songs (ich hab mich irgendwann verzählt), und eine ratlose Petra, die nicht wusste, was sie von dem Konzert halten sollte. Für die Fans, die jedes Lied kannten, muss es gigantisch gewesen sein. Für die Leute, die wegen der Hits kamen, war es eine echte Geduldsprobe.
In der Menge vorne war die Stimmung sicher sowieso besser. Bei Robbie Williams waren die Empfindungen der Leute auf dem Rang auch komplett anders, als bei uns vorne an der Bühne. Ist halt doch zu weit weg. Aber ich hatte leider eine Durststrecke von mindestens anderthalb Stunden, in denen ich in Ruhe überlegen konnte, was ich wohl heute darüber bloggen würde ;-) Und mir tat es echt leid für die Jungs da oben, dass ich nicht mehr Spaß hatte. Doch ich hatte wirklich den Eindruck, vorne auf der Bühne hatte sich auch ein wenig Lustlosigkeit breitgemacht, zumindest in der ersten Hälfte des Gigs.
Sollte ich Bewertungssternchen vergeben, wäre ich überfragt.
P.S: Ob der arme -> Robert Smith schon weiß, dass es ihn als Eierwärmer gibt?
Grad bei -> Melody gefunden.

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