Gar nicht so einfach

Ich habe mir heute nochmal das Bild angesehen, das ich gestern verbrochen habe. Ich dachte, eine Nacht drüber schlafen hilft. Doch ich finde es immer noch potthässlich. Und ich weiß jetzt auch, weshalb.

Zunächst mal ist es mir nicht gelungen, den Bildausschnitt so zu wählen, dass der Himmel mit drauf ist - wie es beispielsweise bei diesem Foto der Fall ist.

A 111 Richtung Hamburg

Wenn ich mir diesen Bildausschnitt betrachte, ist eigentlich klar ersichtlich, dass das Bild grob gesagt aus vier Dreiecken besteht, die ihren Fluchtpunkt im oberen Drittel haben, also ganz, wie es nach dem Goldenen Schnitt auch sinnvoll wäre. Leider habe ich das im Bild nicht umgesetzt. Mir war das Autobahnschild wichtig, das ich deshalb auch stark vergrößert gemalt habe, und die Autobahn selbst. Und da komme ich auch zur nächsten Erkenntnis:
Ich habe versucht, das Ganze zu "echt" zu malen. Wieso muss die Autobahn grau sein? Wieso die Spundwände mit braunem Holz verkleidet? Bloß weil es "in echt" so aussieht?

Vermutlich liegt es daran, dass ich häufiger fotografiere als male. Ich muss mich von den Fotoeindrücken befreien und meine Sichtweise komplett ändern. Ich könnte einfach einen einzige Farbe nehmen und die Farbintensität durch unterschiedlich viel Wasser variieren, ähnlich, wie ich es bei meinem Hafenbar-Mädchen getan habe.
Oder Komplementärfarben benutzen.

Als ich in den Stadt-Impressionen von Andreas Mattern blätterte, ist mir mein Denkfehler noch einmal so richtig bewusst geworden: Nicht das Motiv gibt die Farben vor, sondern meine Vorstellung davon, was ich in dem Motiv sehen möchte. Mich davon freizumachen fällt mir erstmal schwer, v.a. bei so einer grau-grünen Vorlage wie diesem Autobahnmotiv, das für den ersten Versuch vielleicht auch ziemlich unglücklich gewählt war.

Vielleicht nehme ich mir eines der Motive aus Andreas Matterns Buch vor und versuche, es auf meine Weise umzusetzen. Wie so oft, lernt man ja viel, indem man est einmal nachahmt und dann versucht, seinen eigenen Weg zu finden.

Möglichwerweise lerne ich dabei auch etwas über den Umgang mit den Aquarelfarben an sich. Vor einigen Jahren habe ich mal einen VHS-Kurs zu dem Thema gemacht und ging am Ende nach Hause mit dem Gedanken: Aquarell ist nicht meins. Die Bilder sahen alle genauso doof und blass aus, wie das von gestern. Die Dozentin kam immer zu mir und sagte: "Sie müssen noch zarter malen, noch viel zarter. Nehmen Sie mehr Wasser!" Am Ende hatte ich Löcher im Malgrund. Dabei mag ich kräftige Farben viel lieber. Das Plastikfroschgrün (oder wie Susanne Haun sagte: Tupperdosengrün *g*) kam mir wohl nur deshalb so deplaziert vor, weil ich in meiner Motivvorstellung "echtes" Waldgrün erwartet hatte.

Also: Weg mit den alten Vorstellungen! Neue Wege gehen!

Ich freue mich auch schon auf Ende August, weil ich dann mit Andreas und Susanne im Rahmen eines Malkurses durch Berlin ziehen und Aquarellieren werde, wobei ich hoffentlich viel lerne.

Falls ihr euch über dieses gehäuft auftretende Mal-Thema wundert: Ich hatte kürzlich eine Phase, da hing ich völlig in der Luft. Ich wollte nicht schreiben, wollte nicht gärtnern, wollte nicht mal bloggen, wollte nichts von allem, was ich sonst gerne tue. Nicht mal malen wollte ich. Und habe verzweifelt darauf gewartet, dass mich irgendein Flash packt. Der kommt normalerweise, wenn ich dringende Abgabetermine habe, dann will ich immer ganz unbedingt etwas tun (meist etwas völlig anderes als ich soll). Da ich diesen Druck aber derzeit nicht habe, passierte erstmal gar nichts. Kurz bevor ich endgültig verzweifelt bin, habe ich mich dann bewusst wieder mit dem Malvirus anstecken lassen, und es hat zum Glück funktioniert :-) Nun bekomme ich auch langsam wieder Schreib-Inspiration.

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Kommentare:


ach das kenne ich: wenn nicht viel zu tun ist, keine einzige Deadline in sicht, endlich Zeit, sich mal über liegen gebliebene Projekte zu stürzen… dann geht nichts. Keine Idee. Null Motivation. Pure Verzweiflung. Gähnende Leere. Man kann nichts machen. Schade, dass ICH nicht malen und zeichnen kann.

Judith  am  07. Juli 2010



sorry… ich meinte AUF liegen gebliebene Projekte zu stürzen und die SICHT wird groß geschrieben. Ach ich bin so unvollkommen :-)

Judith  am  07. Juli 2010



Du bist auf dem richtigen Weg, Petra. Die Auseinandersetzung und das Nachdenken nach dem Malen an sich ist genauso wichtig, wie das Malen selber und du hast soooooo viele Blätter, da kannst du das nächste Blatt beginnen!
Ich danke dir auch für die vielen Links und wünsche dir einen schönen Tag
Susanne

Susanne Haun  am  08. Juli 2010



Liebe Judith,

ich würde auch nicht behaupten, dass ich es KANN, ich habe es einfach getan :-)
Es ist wie bei allem eine Frage der Übung. Deine allerersten Texte werden auch nicht perfekt gewesen sein, und du hast Grundlagen erlernt, verfeinert und denen eigenen Stil herausgebildet. Beim Zeichnen ist es genauso. Am einfachsten ist es am Anfang, Dinge abzuzeichnen, dabei lernst du das Sehen und bekommst ein Gefühl für Proportionen. Und wenn es erstmal anfängt Spaß zu machen, hast du was, womit du die Leere zwischen deinen anderen Projekten füllen kannst :-)
Ich bin übrigens froh zu hören, dass es nicht nur mir so geht. Ich war in den letzten Jahren so mit Deadlines zugeschüttet, dass ich gar nicht mehr wusste, wie es ohne ist.
Und du bist nicht unvollkommen - nur menchlich :-)

Liebe Susanne,

ich habe am Anfang eigentlich gar nicht über das nachgedacht, was ich gemalt habe, jedenfalls nicht besonders intensiv. Aber offensichtlich kommt es irgendwann zwangsläufig dazu. Und du hast recht: Es gibt viele Blätter, was mich daran erinnert, dass ich Nachschub besorgen sollte :-)
Dir auch einen schönen Tag!

Petra  am  08. Juli 2010



Oje, Judith, da siehst du es: menSchlich, meinte ich natürlich, hihi. Und “denen” spendiere ich auch noch ein i für “deinen”
:-)

Petra  am  08. Juli 2010




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