AKW - nee! Havarie in slowenischem AKW

Nun lernen wir also wieder einen neuen Städtenamen: Krško. Ein Städtchen in Slowenien, 380 km Luftlinie von München entfernt. Der deutsche Name für Krško heißt Gurkfeld, wie passend, denn irgendeine Gurke vor Ort hatte zunächst ein falsches Formular benutzt um den gestrigen Austritt von Kühlflüssigkeit aus dem Primärkühlsystem des AKW zu melden. So ging der Störfall fälschlicherweise als "Übung" an die österreichische Strahlenschutzbehörde. Nach der Richtigstellung wurde von der zuständigen EU-Kommission schließlich europaweiter Alarm ausgelöst.
Dieser europaweite Alarm führte zu erheblichen Irritationen, da dies noch nie vorgekommen war, gleichzeitig aber behauptet wurde, es sei alles gar nicht so schlimm. Das kennen wir ja schon von Tschernobyl, also bleiben wir skeptisch.
Ich habe ein bisschen bei den Ösis gestöbert (die Grenze zur Steiermark ist nur 70km von Krško entfernt), und der steirische Strahlenschutzbeauftragte Kurt Fink erklärt es so: "Das europäische Frühwarnsystem ist ein neues System und wurde aufgebaut um wirklich frühzeitig die europäische Bevölkerung warnen zu können. Das ist für alle Betreiber von Kernkraftwerken verpflichtend."
Kurt Fink gibt auch Entwarnung. In der Steiermark sei keine erhöhte Strahlung gemessen worden, und es sei zwar Wasser aus dem Primärkreislauf ausgetreten, jedoch nicht so viel, dass das Notkühlsystem hätte aktiviert werden müssen. Das wäre dann nämlich wirklich kritisch. Nach Aussage von Fink käme es in Europa ohnehin öfter vor, dass mal Kühlwasser austrete, weil eine Leitung bräche…
Da fühlt man sich gleich so richtig sicher.
Gehen wir doch mal großzügig davon aus, dass es sich tatsächlich um keinen GAU handelt. Trotz allem kommt natürlich allerorten die Erinnerung an Tschernobyl wieder hoch. Natürlich, die Menschen vergessen schnell, und es ist immer so, dass erst (wieder) etwas passieren muss, bevor Konsequenzen gezogen werden.
Da ich auch nur ein Mensch bin, war die Atomkraftdiskussion in unserer Familie auch ewig kein Thema. Klar, wir haben die Kinder irgendwann mal über den offensichtlichen Zwiespalt aufgeklärt: Kernkraft wird als Ausweg aus dem Energieengpass gesehen, weil die Ölvorräte endlich sind, und leider Sonnenenergie, Wind- und Wasserkraft nicht annährend so viel genutzt wird, wie es sinnvoll und möglich wäre. Gleichzeitig ist der Betrieb von AKWs unsicher und das Problem der Zwischen- und Endlagerung nicht geklärt. Ich glaube nicht, dass sie wirklich zugehört hatten.
Doch heute Morgen, auf dem Weg zur Schule, hatten sie viele Fragen, und ich habe von Tschernobyl berichtet, von den Auswirkungen auf die Menschen dort wie hier, auch von dem, was -> Melody darüber zu erzählen hatte. Über Pilze, die man jahrelang nicht essen durfte, über Leukämie und genetische Mutationen. Dabei musste ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass sie so vieles nicht wussten, was für mich selbstverständlich war.
Allein die Abkürzungen: AKW, GAU - klar, hatte ich es mal erklärt, aber, s.o., wenn es nicht akut ist, weshalb es sich dann merken?
Ich erzählte weiter: Von der Anti-AKW-Bewegung, den Demonstrationen an denen ich teilgenommen hatte, von Atommüll und dem Atommüll-Lager in Gorleben, von "Gorleben soll leben". Aber halt, dazu gab es ja sogar etwas halbwegs Aktuelles: "Ihr habt doch auch in letzter Zeit öfter mal was von den Castor-Transporten gehört." "???"
Das habe ich dann also auch noch erklärt, und eines der Kinder konnte sich düster an so einen Bericht im TV erinnern. Offenbar doch ganz schön lang, der Schulweg. Aber nicht lang genug. Ich hoffe auch sehr, dass es zusätzlich in den Schulen wieder thematisiert wird.
Bei aller Trägheit, die uns inzwischen befallen hat, und ich fasse mir dabei, wie gesagt, gerne an die eigene Nase, bietet dieser unerfreuliche Zwischenfall hoffentlich den nötigen Schwung, um alle diesbezüglich wieder aus der Lethargie zu reißen und die Energiediskussion wieder anzufachen. Hoffentlich mit dem Ergebnis, den erneuerbaren Energien endlich den Platz zu geben, der ihnen gebührt, und den Ausstieg aus der Atomkraft weiter voranzutreiben. Grenzenlos.

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Kommentare:


Vieles von dem, was Du schreibst, kann ich nur unterschreiben. Trägheit ist da auf der einen Seite, die Erinnerung an Demos und andere Aktionen sind auch noch da. Tschernobyl und seine Folgen bis heute: noch heute achte ich beispielsweise darauf, woher der Tee kommt, den ich kaufe. Stammt er aus einer Region, die in lokaler Nähe zu Tschernobyl liegt? Stammt er auch nur aus einer Region, die seinerzeit durch eine vorherrschende Windrichtung betroffen war? Solche Gedanken sind plötzlich wieder da. Ich spreche selten über meinen Umgang mit diesem Vorfall, der soweit weg stattfand und uns doch alle betroffen hat, denn ich weiss, dass ich heute von nicht wenigen Menschen für einen Kauz gehalten werde mit meiner Vorsicht. Immer, wenn mir jemand begegnet, der allzu sorglos mit diesem Thema umgeht, dem wünsche ich, dass er sich mal eine Dokumentation anschauen sollte über die Folgen von Tschernobyl. Schaut Euch das Leid an, welches bis zum heutigen Tag zum teilweise arg grausamen alltag geworden ist in und um Tschernobyl herum! Und immerhin sind seit dem Vorfall 1986 mehr als 20 Jahre vergangen. Für vieles eine unendliche kurze Zeit. Ich denke wieder an das Stichwort “Halbwertzeit”.
Übrigens denke ich auch noch an was ganz anders: Ich wünsche mir, dass NGO’s und wegen mir auch politische Parteien diesen Vorfall nutzen um den Leuten vor augen zu führen, dass die Atomkraft meiner Meinung nach keine Alternative zu fossilen Brennstoffen darstellt. Aber natürlich ist dies nur meine vollkommen subjektive Meinung.
Noch ein “übrigens”: Ich bedanke mich für Deinen lesenswerten Beitrag :) ). Read you :)  ..

Morgenland  am  05. Juni 2008



Lieber Morgenland, danke für das Kompliment und deinen Komentar. An die Teeproblematik habe ich gar nicht mehr gedacht, siehste, dabei trinkeich seit vielen Jahren nichts anderes.

Und es wäre wirklich schön, wenn die Diskussion wieder ERNSTHAFT in Gang käme. Aber wie @mauricehh bei #Twitter schon sagte, vielleicht reicht es wirklich nur für eine kurzweilige Mediendiskussion. Wäre jedoch schade, wenn diese Chance in Parteien und NGO’s verpasst würde.

Bis bald auf Twitter ;-)

petra.bauer  am  05. Juni 2008




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